Regen, Regen, Regen! So war das Bangen am Samstag im Hinblick auf den folgenden Sonntag, den 28.Juli 2024. Wird es aufhören zu regnen und sich die Sonne blicken lassen? - Wunderbar, schon um 10:00 Uhr, zu Beginn unserer Oldtimer – Veranstaltung, die im Einklang mit dem verkaufsoffenen Sonntag mit Flohmarkt und Schallplattenbörse stattfand, stieg die Sonne auf und es wurde ein heißer Tag. Zum einen wegen der über 30 Grad Sommertemperatur und zum anderen wegen der teils außergewöhnlichen Oldtimer, die eine große Vielfalt präsentierten und sich auf dem Untermarkt und den oberen Parkplätzen positionierten. Einige dieser Fahrzeuge wurde zum ersten Mal gesehen. Begrüßung durch Mitglieder des OMV (Oldtimer - und Motorsportverein Freigericht) zusammen mit dem 1. Vorsitzenden, Dirk Hermann.
Bei der Kahlgrund Classic am 14. Juli 2024 in Sommerkahl belegten die OMV-Teams Daniel Bernhardt/Kerstin Stürzekarn sowie Peter und Karin Hirchenhein in der Youngtimer-Klasse den zweiten und dritten Platz.
Ausfahrt am Sonntag, den 26. Mai 2024 nach 56357 Holzhausen an der Haide zum Besuch des Nicolaus August Otto Museums und anschließend zum Buffett ins Römerkastell Pohl, einem Bestandteil des Limes, dem römischen Grenzwall, mit geführtem Rundgang. Das Holz-Erde-Kastell stellt sich als authentischer Nachbau mit Wachturm dar. Es ist Teil des UNESCO – Welterbes Obergermanisch Raetischer Limes.
Wir hatten uns für die Anfahrt über die Dörfer entschieden und nicht über die Autobahn. So sind die Ausfahrten immer wieder mit der Entdeckung von Gegenden verbunden, in denen wir viel Merkwürdiges und auch Interessantes zu sehen bekommen. Damit einhergehend ist auch verbunden, unvorhersehbare Ereignisse zu meistern und Ausgeglichenheit zu bewahren. So ergab es sich, dass wir während unserer Streckenführung auf der Taunus-Hochstraße in „unzählige“ abgesperrte Straßenbereiche verschiedener Ortschaften kamen, die an diesem Tag den FahrradfahrerInnen, auch mit Kindern, Vorrang einräumten. Da wir uns in abseitsgelegene Straßen auch kleinerer Dörfer „verstrickt“ hatten dauerte es seine Zeit, wieder den Anschluss zur Hauptrichtung Bad Ems via B 260 zu finden. Mit über 1 Stunde Verspätung kamen wir dann am Otto Museum an. Dem Vereinsmitglied und Aktiven bei der Museumsarbeit Herrn Klump haben wir unsere aufregende Anfahrt geschildert und er nahm es mit Verständnis auf. Von Detlev, der eine andere Anfahrt gewählt hatte wurden wir bereits erwartet und wir konnten vermelden: Alles gut.
Herr Klump stellte uns das Museum und den Namensgeber Nicolaus August Otto eindrücklich vor. Die Video Präsentationenen von Projekt zu Projekt waren sehr aufschlussreich über die Entstehung des ersten Motors, übrigens gab es noch keinen Anlasser, und präsentierten das Nutzungsprogramm und die vielfältigen Möglichkeiten der Erfindung des Dr. Nicolaus August Otto [14.06.1832 – 26.01.1891], den Viertakt Otto Motor mit der Aufforderung sich zu merken: 1.Takt: Ansaugen 2.Takt: Verdichten 3.Takt: Zünden 4.Takt: Ausstoßen. Wer mehr wissen will und tiefer ins Thema gehen möchte, dem sei die museumseigene Broschüre „Otto Museum“ empfohlen. Über die Motor–Erfindungen von Rudolf Diesel [18.03.1858 – 29.09.1913 ] – Dieselmotor – und die von Felix Wankel [13.08.1902 – 09.10.1988 ] - Wankelmotor - gab es auch Wissenswertes zu erfahren.
Weiterfahrt nach Pohl und Mittagessen in der Taberna im Römerkastell. Wir hatten ein „Kleines Kastellmenü“ vorbestellt und ließen uns die Suppe -einen Gemüseeintopf – und die Lukanische Bratwurst, speziell nach Römerart, von einem heimischen Metzger hergestellt, mit Eblysalat [Grundlage Hartweizen] schmecken. Abschließend Joghurt mit Mandeln und Honig; Bier von der privaten Westerwald – Brauerei. Die Gästeführung für unsere Gruppe lag in den guten Händen von Herrn Jürgen Schmidt, der sich zunächst mit uns auf den Weg machte den Wehrgang - von einem Spitzgraben umgeben - an den Zinnen entlang zu laufen. Wir kamen zu einem Übergang zum Wachturm, den wir innen über ein massives Treppenwerk hochstiegen, um oben auf die Galerie raustreten zu können. Hier bot sich eine weitreichende, herrliche Sicht über die Landschaft. Seiner Zeit konnten die Wachen Blickkontakt zu anderen Wachtürmen halten und Signale mit Fackeln geben. Bei Nebel geschah dies durch Hörner. Dies wird als Meldekette bezeichnet. Die Grundfläche eines Wachturmes betrug 5 x 5 Meter und die Höhe im Mittel 16 Meter. Innen wurden Vorräte gelagert und es war Platz für die Soldaten, also die Besatzung von 4 – 5 Mann. Weiter kamen wir zu einem Contubernium, einer „Zeltgemeinschaft“ von 8 Mann, der kleinsten Einheit der antiken römischen Armee, die eine Haushalts – und Kampfgemeinschaft bildete. Aufenthalt im Museum, in dem Rüstungsteile, auch Helme und die damals üblichen Waffen – Kurzschwerter und Pfeil und Bogen und Schilde [Scutum], gezeigt werden. Herr Schmidt führte aufgeschlossen, locker, aber sachlich fundiert durch das Kastell, sowohl innen als auch außen, und wir bedanken uns dafür sehr herzlich. Anschließend Kaffee und Kuchen mit Unterhaltung und auch Geplauder. Heimfahrt individuell.
Die Hinfahrt - es ist nichts Ungewöhnliches daran - führte nicht nach dem Leitspruch zum Ziel - "Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist die Gerade" - sondern vielmehr - "Wir „geigen“ über die Dörfer" - da gibt es immer was zu sehen. Und das ist das Schöne daran, man kommt an Orte, an die man normalerweise nicht gekommen wäre und entdeckt immer wieder viel Neues. Auch gehört es dazu, dass man sich verfährt und sich auf einmal aus anderer Richtung wieder begegnet und denkt: Die kennst du doch. Das ist kurzweilig, und daß das so ist, wird immer dem zugeordnet, der die Aufgabe hat, vorneweg zu fahren. Dann wird es am Ziel ziemlich lebendig, wenn darüber bei der „Manöverkritik“ alles zur Sprache kommt und freundschaftlich beschwatzt wird.
Bis zum Beginn unserer Führung hatten wir Zeit, auf eigene Faust das 2010 eröffnete Besucherzentrum bei einem Rundgang zu durchstreifen und Eindrücke aus über 48 Millionen Jahre Zeitspanne über Geologie, Fauna und Flora zu erhalten. Der Rundgang führte vorbei an der Industriegeschichte über die Gewinnung von Öl aus Ölschiefer. Anmerkung: Das Kerogen in dem Ölschiefer wird durch thermische Zersetzung - Extraktionsverfahren - in Schieferöl verwandelt. In Messel waren 32 Öfen in betrieb bei 340 – 530 Grad Celsius. Beeindruckend auch die Aufklärung über die Firmengeschichte, die sehr bewegt war und 1859 mit einer Raseneisenerzgrube begann und 1962 wegen fehlender Rentabilität geschlossen wurde, so wie es die Politik bereits beschlossen hatte. Wenn man bedenkt, wie es hätte ausgehen können, so muss man den Menschen in Messel mit ihren vielseitigen Initiativen danken, die stoisch und immer wieder nachfordernd dafür kämpften, daß aus der Grube Messel keine Mülldeponie gemacht wurde. Es zog sich Jahre hin, die Betonfahrbahn für die Müllautos war schon gebaut. Ein Baustoffhersteller sah sich seiner Zeit voraus und kippte in geflissentlicher Aussicht auf die Deponie schon mal Restbaustoffe über den Grubenrand. Gott sei Dank wurde aus der politischen Absicht nichts. 1988 gab das damalige Hessische Umweltministerium den Plan einer Mülldeponie auf. Der Fertigungsschutt des Baustoffhersteller lag nun mal da und liegt dort heute immer noch. Das Gute hierbei ist, dass sich diese Bausteintrümmer mit Wärme aufladen und sich dadurch ein Wohlfühlort für Reptilien ergeben hat. 1995 wurde die Grube Messel UNESCO Weltnaturerbe.
Weiter geht es zum tropischen Regenwald, der mit seiner Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren präsentiert wird. Der Erfindungsreichtum der Natur wird mit dem Motor des Lebens - der Evolution - verknüpft. Aufgrund geodynamischer Vorgänge im Sprendlinger Forst verbunden mit Erosion und tektonischen Bewegungen entstanden vulkanische Herde. Eine Forschungsbohrung im Jahr 2001 ergab, dass sich auch im Raum Messel ein solcher Vulkanherd befand. Der Vulkankrater füllte sich mit Wasser und es bildete sich ein Maar. Im unteren Teil lagerten sich Sedimente ab die, weil Sauerstoffbildung fehlte, die als Ölschiefer bekannt sind. Man hat in diesem Ölschiefer der Grube Messel die Skelette von Krokodilen, Alligatoren sowie anderen Reptilien, Vögeln, Käfern und Pflanzen gefunden. Aber das Urpferdchen [ Eurohippus messelensis] ist der spektakulärste Fund und das Erkennungszeichen, das mit der Grube Messel verbunden ist. Bis heute sind zusammen genommen 60 Urpferdchen bekannt. Ende vergangenen Jahres wurde in der Grube Messel erneut das Skelett eines Urpferdchen ausgegraben. Es war eine trächtige Stute in deren Unterleib sich die Milchzähne eines Jungtieres befanden. Eine weitere Attraktion ist das Bohrloch. Eine virtuelle Bohrfahrt durch die Gesteinsschichten bis zu einer Tiefe von 433 Metern.
In der Mittagspause im Bistro stärkten wir uns mit Wiener Schnitzel und Salat.
Der Rundgang mit unserer Grubenführerin, einer Studentin der Geologie vom Forschungsinstitut Senckenberg, begann um 13:00 Uhr mit ausführlichen Erklärungen über die Entstehung der Grube und deren Chronik. Sie ging zunächst auf der abschüssigen betonierten Straße, die ursprünglich für die An- und Abtransporte des Mülls der seiner Zeit geplanten Deponie bereits gebaut worden war, mit uns zu verschiedenen Info-Stationen mit Panoramablick und schilderte uns, dass die durch das Extraktionsverfahren angefallenen großen Mengen an Schlacke in vergangener Zeit unter anderem als Belag für Tennisplätze verendet wurden. Wir konnten die Epoxidharz-abgüsse von Schieferplatten mit Fossilien aus nächster Nähe betrachten. Die echten Schieferplatten liegen in Wasser, denn einmal an der Luft trocknen sie sehr schnell aus und zerbröseln. Uns wurden kleine Bruchstücke des Ölschiefers von unserer Tourenführerin an die Hand gegeben und wir konnten uns der zerbrechlichen Beschaffenheit des anthrazitfarbenen Schiefers, der sich Schicht für Schicht spalten lässt, bewusst werden. Zwischen diesen Schichten sind die Fossilien zu entdecken. MitarbeiterInnen des Senckenberg Forschungsinstituts graben in der Grube Messel seit Jahren etwa ab Mai und entdecken immer wieder Neues. Begeistert und angetan waren wir von dem Urpferdchen, das als Modell im Originalmaßstab vorgezeigt wurde. Wiederum ein herrlicher Panoramablick über die Grube. Nun aber zurück und das bedeutet, die abschüssigen Straße wieder hoch, aber wir schaffen das.
Wir bedanken uns bei der Studentin für die lebendigen Schilderungen und verabschieden uns zum Parkplatz.
Unser Ausflug endete in Groß-Zimmern im Eiscafe Gelatiamo mit dem Genuß von Eisbechern.
Super der Ausflug. Die Heimfahrt erfolgte individuell.
Alexander Bernhardt